LEBENSGESCHICHTE
Gasica
Dass Dreams for Kids e. V. gegründet wurde, ist vor allem dem Treffen von Gasica und Silas in Sansibar zu verdanken. Für Silas ist jener Tag im Februar 2022 noch immer „einer der wichtigsten Tage seines Lebens: Ich habe nicht nur einen Freund und Bruder gewonnen, sondern auch eines meiner größten Vorbilder und Inspirationen fürs Leben getroffen“. Und Silas ist nicht allein. Wer Gasica kennt, weiß, was für eine besondere Einstellung er dem Leben gegenüber hat: Er strahlt Nächstenliebe, Dankbarkeit und Freude aus. Doch wer ist dieser Mann? Was macht ihn so besonders? Und welchen Weg hat er im Leben eingeschlagen? Hier die Lebensgeschichte von Shafii Mwita Haji: Gasica, ein Held auf einer Mission mit seiner Vision von einem besseren Leben für alle – Männer, Frauen und Kinder – in Sansibar. Der Mann, der seinen Traum wahr gemacht hat und gleichzeitig immer noch träumt.
Der nicht einfache Start
Born in 1988 inside a tiny house in Magomeni (small village in Zanzibar), Gasica, whose real name is Shafii (‘Blessing’), grew up under difficult circumstances and had to experience the real challenges of life since he was a little boy. He went to a public school in his village with around 100 students in one classroom, poorly trained teachers, no financial support and not enough school equipment. Most lessons were taught in Swahili and the teachers could barely speak English. However, the students had to write their final exams in English. Shafii had not had much to start with and his future prospects were basically chanceless. When he was 14, he was abandoned to the streets by his mother aner he had failed to graduate from school due to his lack of English competencies. And he was only one of hundreds of children.
Being homeless is dreadful. Living from day to day, trying to survive, being captured in a terrifying situation. How could you possibly find a way out of this vicious cycle? Is there even a way out of it? Here is the point: Shafii wouldn’t be called Gasica nowadays if he hadn’t found his way out of this, he’s a fighter, a Great African Soldier In Completing Ambition.
For more than five months Shafii lived, or better to say, survived on the streets. One day, while Shafii was sleeping on a street, a man approached him, woke him up and offered him his help. He said, “Boy, I can teach you English”. ‘English’, the key to a better life! Shafii has always been a smart and hard-working student, his only problem was the lack of English skills. But now he saw his chance, his only chance. The man taught him English every day, Shafii was always with him and learned incredibly fast. Aner only five months, he started teaching some of his friends and other young people the things he had already learned. He wanted to give back what he was given: The chance for a better life. He also tried to come back to his family but when they
heard he was teaching other people, they kicked him out again because in their opinion it was nothing more than a waste of time. They wanted him to concentrate on his own future, to go back to school and pass the exams. As a punishment Shafii wasn’t even allowed to stay on the streets of the community he came from, he had to move to another community and spent
most nights in an unfinished shed. However, Shafii did not give up and followed his own vision. With the help of the man, he was offered a bedroom, was provided with some food and managed to go back to school again. His English got better and better, he continued teaching other young people, finally passed his exams and successfully graduated from school. What an achievement that was!
Die Wendung
Eines Tages hörte seine Mutter im Radio die Nachrichten, in denen alle Absolventen bekannt gegeben wurden. Sie fand ihren Sohn und wollte, dass er nach Hause zurückkehrte. Aber Gasica sagte „nein“, denn nach allem, was geschehen war, wollte er nicht zurückkommen. Als seine Mutter ihn jedoch um Hilfe bat, kam er mit. Er half ihr, ein Haus auf einem Grundstück zu bauen, das die Familie zuvor gekauft hatte. Schließlich machte ihm Shafiis Mutter aufgrund all dessen, was er getan hatte, und weil sie ihren Sohn unbedingt wieder zu Hause haben wollte, ein unglaubliches Angebot. Sie sagte: „ Sohn, ich gebe dir das Grundstück und du kannst hier deine Schule bauen, damit du deine Freunde unterrichten kannst, aber im Gegenzug kommst du nach Hause und lebst mit deiner Familie, dem Ort, an den du gehörst .“ Shafii stimmte zu. Seine starke und liebevolle Persönlichkeit machte es ihm nicht schwer, Menschen zu vergeben. Er wusste, dass die Liebe innerhalb der Familie immer siegen würde.
His initial dream became true: He now had a place where he could teach other people English. This was the beginning of his foundation ‘Zanzibar Learning 4 Life’. Ever since, this place has become a gateway to change for many young people in Zanzibar. It took years until the construction of the house was complete in its entirety, mainly because Shafii had no money at all when he started. But he had a vison and was never alone on his mission. Thanks to his English competencies he could now find jobs. However, it still took him three years of incredibly hard work in order to save enough money. Together with some of his students, he worked part-time in many different jobs. They carried sand from one place to another, they washed cars, worked as cleaners and did everything they could to finally finish the construction of the building. And they made it!
Zu dieser Zeit lehrte Shafii nicht nur seine Freunde, sondern auch die Freunde seiner Freunde und dann die Freunde der Freunde seiner Freunde und so weiter und so fort. Für sie war er mehr als ein „Segen“, er war und ist ihr größtes Vorbild, ihr Retter, ihr großer afrikanischer Soldat, der seine Ambitionen erfüllte. Aus Shafi wurde Gasica, und Gasicas Mission hat im Grunde gerade erst begonnen.
ER GIBT NIEMALS AUF
2012 klopfte eine junge Frau an seine Tür. Sie hatte Angst: Ihr Mann hatte sie verlassen, sie hatte weder Arbeit noch eine Bleibe. Sie bat Gasica, auf ihren Sohn aufzupassen. Gasica war ihre einzige Hoffnung und die einzige Person, der sie vertraute. Der Junge trug denselben Namen wie der Mann, der Gasica vor einigen Jahren das Leben gerettet hatte, und nun fand Gasica, dass es an der Zeit war, dasselbe für diesen wunderbaren kleinen Jungen zu tun. Er hatte jedoch keine Ahnung, wie man Kinder großzieht, und begann, Leute um Hilfe zu bitten. Schließlich sagte ihm ein Mann, er solle nach Dar Es Salaam gehen, weil es dort eine Organisation gäbe, die ihm helfen könne. Aber dafür musste Gasica zunächst einmal mehr Geld verdienen, und er tat, was er immer getan hatte: hart arbeiten, niemals aufgeben und an sich selbst glauben. Nach einigen Monaten ging er schließlich zu der Hilfsorganisation in Dar Es Salaam und lernte, wie man Kinder großzieht. Er wurde der wunderbarste Vater für seinen Sohn.
In den folgenden Jahren machte Gasicas weiter, was er liebt: Menschen zu helfen, den Schritt in eine bessere Zukunft zu machen. Seine Freunde und ersten Schüler wurden selbst Lehrer, andere halfen nebenberuflich als Freiwillige. Es bildete sich ein „Dreamteam“, das sich immer gegenseitig unterstützte. Als sich die Nachricht von dem Mann, der alles für das Leben anderer gab, in Sansibar und Tansania verbreitete,
2016 erhielt Gasica eine Einladung zu einem Treffen in Arusha, wo sich alle Schulleiter der beliebtesten tansanischen Schulen trafen und über ihre Projekte und Zukunftspläne sprachen. Gesponsert wurde die Reise von seiner ersten unterstützenden Organisation aus dem Ausland, dem britischen Rotary Club. Und was für eine Erfahrung das für Gasica war! Er konnte so viel lernen. Er nutzte seine Zeit auf dem Festland wirklich optimal und absolvierte sogar ein mehrwöchiges Praktikum an einer Schule. Auf diese Weise konnte er andere Unterrichtsstrategien entdecken, erfuhr, wie Schulprojekte am erfolgreichsten umgesetzt werden und erweiterte sein soziales Netzwerk. All dies bestärkte ihn in seinem Wunsch, den nächsten Schritt für sein eigenes Projekt zu gehen.
Obwohl Gasica nie die Möglichkeit hatte, eine Universität oder eine andere Hochschule zu besuchen, waren seine Gedanken und Pläne immer sehr zukunftsorientiert. Die meisten Menschen in Sansibar leben nur von einem Tag auf den anderen und es ist sehr schwer für sie, ihr persönliches Wissen zu erweitern und ihre Lebensweise zu verbessern. Das liegt jedoch nicht daran, dass sie es nicht wollen, sondern daran, dass ihnen der Zugang zu Bildung fehlt. Das macht Gascias Persönlichkeit noch spezieller: Er dachte immer an morgen und wusste, dass er sich nicht nur auf die Hilfe anderer Organisationen und Spender verlassen konnte. Er sagte seinem Team: „Wir müssen selbst etwas tun und ein Unternehmen gründen, um unsere Stiftung zu finanzieren.“ Also bauten sie eine Hühnerfarm, aber schon nach wenigen Monaten mussten sie feststellen, dass sie keinen wirklichen Gewinn machten. Ihr Plan scheiterte. Aber wie immer gab Gasica nicht auf.
Er stellte seine bisherigen Pläne in Frage und dachte sofort darüber nach, was das Beste für die Gemeinschaft wäre. „Die Kinder brauchen Bildung“, so lautete sein endgültiger Entschluss. Bisher hatten er und sein Team nur junge Menschen unterrichtet, die nie wirklich Zugang zu guter Bildung hatten. Kurz gesagt, sie hatten immer nur das Versagen des Bildungssystems wettgemacht. Doch nun wollte Gasica vorangehen und eine Schule für die Kinder seiner Gemeinde gründen. Also kaufte er mit Hilfe seines Teams und Spendern aus aller Welt sein eigenes Land und begann, seine eigene Schule zu bauen. Rückblickend sagte er: „Es war hart, aber wir haben an unseren Traum geglaubt und uns immer gegenseitig geholfen, also haben wir es alle zusammen geschafft.“ In Gasicas Augen waren sie alle Helden und diese Schule gehörte ihnen allen. Er nannte die Schule „Heroes Community Academy“ und alle – seine Freunde, Verwandten, die Freiwilligen, die Unterstützer aus aller Welt, seine Teammitglieder und die Schüler – wurden von diesem Tag an Teil der „Heroes Community“.
Finally, he and his team started teaching children. They started in 2020 with 39 students and not only provided them with excellent teaching lessons in different subjects but also with a school uniform and food during the lunch break. Today, three years later, 250 students from year 1 to year 4 attend the school and the number is increasing further every month. Children need education!
Sansibar Lernen fürs Leben
Gleichzeitig hat Gasica nie aufgehört, das zu tun, wofür seine Stiftung „Zanzibar Learning 4 Life“ bekannt war: Er unterrichtet weiterhin Obdachlose und andere arme Menschen aus seiner Gemeinde, die keine Chance auf eine erfolgreiche Ausbildung hatten. Gasicas Fürsorge, sein Wille zu helfen und seine Liebe zu den Menschen in Sansibar sind in allem, was er tut, spürbar. Am Nachmittag, wenn alle Kinder nach Hause gehen, spielt er mit den 21 obdachlosen Jungen, die er betreut, Fußball und unterrichtet sie jeden Abend in Englisch. Danach essen sie alle zusammen zu Abend und er stellt ihnen sogar einen Schlafplatz zur Verfügung: die Klassenzimmer seiner Schule. Gleichzeitig kümmert sich Gasica auch um seine eigene Familie. Er hat drei wundervolle Kinder und ohne die Unterstützung seiner liebevollen und hart arbeitenden Frau wäre er definitiv nicht so weit gekommen.
Natürlich hätte Gasica all dies auch nicht ohne sein Team, das mittlerweile aus 23 festangestellten Mitarbeitern und rund 20 Freiwilligen besteht, geschafft. Außerdem eröffneten sie einen Fahrradladen und eine Nähwerkstatt, um etwas Geld zu verdienen und unabhängiger von anderen Spendern zu werden. Schließlich gibt Gasica nicht nur alles für eine bessere Zukunft der Kinder und Jugendlichen, sondern bietet auch armen Menschen und vor allem Frauen aus seiner Gemeinde Jobs, damit sie selbst auf eigenen Füßen stehen und ein besseres Leben führen können. Ohne die wunderbaren Spender aus aller Welt wäre dies jedoch nicht möglich gewesen. Manche Familien können das Schulgeld von 450€ pro Jahr bezahlen. Andere – genauer gesagt 50% – können es sich nicht leisten und sind auf Patenschaften angewiesen. Aktuell erhalten 18 Kinder eine Patenschaft von Familien, die im Ausland leben. Alle anderen warten noch auf Paten. Natürlich ermöglicht Gasica ihnen trotzdem den Schulbesuch: „Jeder zahlt/gibt, was er/sie kann.“ Manche Menschen haben nicht genug Geld, aber dann tun sie andere Dinge. Sie bringen übrig gebliebene Lebensmittel mit, helfen beim Gemüseanbau im Schulgarten oder helfen, die Einrichtungen sauber und sicher zu halten. Es ist ein Geben und Nehmen und jeder gibt, was er/sie tun kann, um der Gemeinschaft zu helfen.
Deshalb sind wir gemeinsam so erfolgreich!“.
Helden-Community-Akademie
Im Jahr 2022 machte die „Heroes Community Academy“ einen weiteren großen Schritt in der Entwicklung der Schule: Dank einer Sonderspende konnten sie ein neues Grundstück neben der Schule kaufen und planen, die Schule in Zukunft weiter auszubauen. Außerdem haben sie mehr Platz, um ihr Gemüse anzubauen, damit sie genug zu essen für alle haben. Außerdem haben sie auf dem Grundstück, das sie bereits besitzen, ein weiteres Schulgebäude gebaut, um die Schule von 4 auf 5 Klassen erweitern zu können, da die ältesten Schüler nächstes Jahr die vierte Klasse abschließen werden. Der Bau der neuen Klassenzimmer war mit viel harter Arbeit verbunden, war aber sehr erfolgreich: Die Heroes Community Academy hat jetzt zwei neue Räume, ein Klassenzimmer und einen Computerraum.
Wer die „Heroes Community“ kennt, weiß: Mit ihrem unzerbrechlichen Herzen und ihrem Teamgeist werden sie es schaffen!
GASICARE
Ein ganz großer Traum für Gasica und sein Team ging dann Ende 2022 in Erfüllung. Sie starteten ein neues Projekt für behinderte Kinder. Etwas, das es in dieser Form in Sansibar noch nie gegeben hatte. Das Projekt erhielt den Namen ‚GasiCare‘ und erfüllt seit nun mehr als einem halben Jahr die Herzen der Kinder und des Personals. 8 behinderte Kinder werden 10 Stunden am Tag betreut und schließlich
Sie erfahren Liebe und Zuwendung. Früher sah das in ihrem Alltag anders aus. Kinder mit Behinderungen haben meist keine Chance auf eine Zukunft. Väter verlassen oft ihre Frauen und Familien, wenn ein behindertes Kind geboren wird. Die Mutter ist dann ganz allein, sie muss irgendwie Geld verdienen und sich um die Kinder kümmern. Eine fast unmögliche Aufgabe, weshalb viele der Kinder
sind den ganzen Tag zu Hause eingesperrt, während die Mutter arbeitet, weil niemand da ist, der auf sie aufpasst. Dank GasiCare haben die Mütter nun jedoch Zeit, genug Geld zu verdienen, während ihre Kinder das Leben bei GasiCare genießen. Es gibt Spiel, Lachen und jede Menge Spaß. GasiCare inspiriert und eröffnet den Kindern einen Weg in eine bessere Zukunft.
Diese Geschichte zeigt, dass ein Mann, der nichts hatte, immer seinem Herzen folgte und nie aufhörte zu träumen. Er hat seinen Traum wahr gemacht, aber er weiß auch, dass dies nicht das Ende seiner Mission ist. Er ist der große afrikanische Soldat, der seine Ambitionen erfüllt, aber seine Mission wird nie enden: Er bietet Bildung an, den Schlüssel zu einem besseren Leben, und kümmert sich mit Fürsorge und Liebe um arme Menschen und Kinder.
Danke für alles, Gasica!